Am 12. März 1877 fanden sich in Wegscheid Fischer zusammen, um den Bezirksfischereiverein Wegscheid zu gründen. Anfangs blieb die Mitgliederzahl noch recht klein.
Knappe zehn Personen, so kann man den alten Akten entnehmen, gehörten in den ersten Jahren dem Verein an.
Freilich ist die Fischerei in Wegscheid noch erheblich älter. Im ausgehenden Mittelalter, als das Land um Wegscheid noch den Bischöfen von Passau und dem Kloster Niedernburg gehörte, übten die Passauer Herren auch die Hoheit über die Fischerei aus.
Später wurden die Fischrechte in den Bächen an Angehörige des Dienstadels vergeben. Ab 1806 übernahmen Pflegeämter diese Rechte. Selten gelangten Ortsansässige in den Genuss der Fischereiausübung. Damals durfte nur an drei Tagen in der Woche gefischt werden. Auch in jener Zeit gab es Schonzeiten und Schonmaße.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts verzeichnen die alten Unterlagen bereits 35 Mitglieder. Vereinsannalen weisen Offizier Himmelstoß als einen besonders rührigen Vorstand aus.
Wenn es um die Fischrechte ging, standen sich die Interessenten aus Passau und Wegscheid als Konkurrenten gegenüber.
Noch 1907 gelang es einem Passauer Bürger, alle freiwerdenden Bäche zu ersteigern und somit befanden sich eine ganze Reihe guter Fischbäche aus dem Wegscheider Land in Passauer Hand. Trotz dieser Widrigkeiten wuchs die Mitgliederzahl. Im gleichen Jahr trat der Fischereiverein dem Landesfischereiverband bei.

Weltkriege und Wirtschaftskrisen setzten auch dem Wegscheider Fischereiverein stark zu.
1950 sah es schon fast so aus, als müsse der Bezirksfischereiverein aufgelöst werden. Sämtliche Bäche befanden sich in fremden Händen, Vereinsmitglieder erhielten keine Fischereierlaubnis mehr und das Interesse der Mitglieder sank rapide.
Der damalige Vereinsvorsitzende Fritz Speth aus Wegscheid wendete das Blatt. Mit Hilfe des Landesfischereiverbandes gelang es ihm, folgende staatliche Gewässer für den Verein anzupachten: Eckerbach, Finsterbach, Gegenbach, Altersbach, Rambach, Tumpenbergerbachl, Hängerstufenbach, Staffelbach, Michelbach, Figgerbach und Silberbachl.
Seit dieser Zeit hegt und pflegt der Verein diese Bäche. Unter seinem Vorsitz traten sehr viele Mitglieder aus dem gesamten Altlandkreis Wegscheid, dem Verein bei. Vor allem der damalige Schriftführer Manfred Knollmüller setzte sich ein, dass der Verein einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde.
Fisch- und Jagdausstellung zur 90 – Jahr Feier in Wegscheid | |
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Fritz Speth hatte das Amt des Vorsitzenden bis 1968 inne. In diesem Jahr konnte ich erstmals als Jugendfischer aktiv an unseren Fließgewässern fischen. Der Preis für eine Jahreskarte betrug 10 DM (für Erwachsene 150 DM). Man musste, genau wie heute, als Jungfischer in Begleitung eines Erwachsenen fischen, durfte aber an einem Fangtag 8 Salmoniden erbeuten.
Erlaubnisschein von 1968 | Ein gelungenes Petri Heil 1968 am Gegenbach |
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Von 1968 bis 1971 leitete Franz Xaver Kaiser die Geschicke der Wegscheider Fischer.
Xaver Kaiser, von allen „Kaiser – Pappale“ genannt, verstand es eine eingeschworene Gemeinschaft aus dem Einzelkämpfer Fischer, zu formen. Er bereicherte das Vereinsleben erheblich und ließ nichts über sein „Täm“ (Team) kommen. Bei der alljährlichen Schadfischbekämpfung wurden Rutten, Hechte und Aitel aus dem Michelbach entnommen, um anschließend in gemütlicher Runde verspeist zu werden. Dies war der Beginn unseres traditionellen alljährlichen Fischessens.
Beim Elektrofischen am Hängerstufenbach | Das "Team" bei einem Fischerausflug in Böhmen |
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( Vorsitzender Xaver Kaiser jeweils links im Bild )
1971 übernahm Karl Klinger aus Hauzenberg den Vorsitz. Anlässlich der 100 Jahr Feier im Juli 1977 erhielt der Bezirksfischereiverein Wegscheid die Umweltmedaille des Bayerischen Staatsministeriums für Landesentwicklung und Umweltfragen. Das Ministerium würdigte damit die verantwortungs- bewusste und herausragende Gewässerbetreuung der Wegscheider Fischer.
Karl Klinger war einer der ersten Fischer, der mit der Fliegenrute in der Hand an unseren Gewässern anzutreffen war und die Fliegenfischerei perfektionierte. Neben dem Fischen war aber die Malerei seine größte Leidenschaft. In so manchen naturalistischen Bildern hielt er die Schönheit unserer Bäche fest.
1982 musste Karl Klinger aus gesundheitlichen Gründen sein Amt abgeben. Seine Nachfolge trat Alois Rosenberger an.
In der heutigen Zeit stellen sich für einen Vorsitzenden ganz neue, verschiedenartige Aufgabenfelder.
Organisationstalent, vielfältige Kontakte zu Behörden, Kenntnis rechtlicher Grundlagen und Vieles mehr bilden das Fundament, um sich den neuen Herausforderungen stellen zu können. Alois deutete die Zeichen der Zeit richtig und erkannte, dass nur die Erweiterung der Angelmöglichkeiten die Zukunft des Bezirksfischereivereins sichern konnte. Ende der siebziger Jahre begann man mit der Planung eines Aufzuchtteiches am Sportgelände in Wegscheid. Der Teich wurde im Jahr 1987 fertiggestellt. Inzwischen legte man auf einem Nebengrundstück einen weiteren Forellenaufzuchtteich an.
Teichanlage in Wegscheid
Bereits im Jahr 1986 konnte das Fischereirecht am neu erbauten Rannastausee vom Landkreis Passau ,zusammen mit dem Osterbach, gepachtet werden.
Ein weiterer Meilenstein in der Vereinsgeschichte war der Kauf der Seerosenteiche in Wildenranna vom Markt Wegscheid für die Karpfenaufzucht. Seit 2003 konnte der Verein das Fischereirecht über den Stierbach, ein Salmonidengewässer und Zulauf zum Rannastausee, sein Eigen nennen. Durch geschicktes Verhandeln wurde das Fischen in der Ranna ebenfalls möglich.
Zur Zeit konzentriert sich die Vorstandschaft in der Vereinsarbeit auf Schwerpunkte wie Einleitung illegaler Verunreinigungen in Gewässer durch Landwirtschaft, Haushalte und Industrie, sowie Einhaltung der geforderten Restwassermengen bei Kleinkraftwerken.
Mit der Ausweitung der Fischereimöglichkeiten und dem kompromisslosen, zeitaufwändigen Einsatz für die Fischerei durch unseren Vorsitzenden hat sich die Mitgliederzahl stetig nach oben entwickelt. Im Jubiläumsjahr zum 125 - jährigen Bestehen gehörten dem Verein 313 Personen an.
Vorsitzender Rosenberger zeigt nicht nur bei der Vereinsarbeit eine geschickte Hand.
Einen hohen Stellenwert seit Anfang der achtziger Jahre hat die Jugendarbeit . Manfred Knollmüller begann mit dem Aufbau der Jugendfischergruppe. Von 1983 bis 1997 leitete Günter Götzer engagiert die 27 Jungfischer.
Das erste große Jugendzeltlager an der Großen Mühl unter Jugendwart Günter Götzer. | |
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Unter seinem Nachfolger Franz Kaiser hat sich die Zahl der Jungfischer mittlerweile verdoppelt und der traditionsreiche Bezirksfischereiverein Wegscheid 1877 e. V. kann daher beruhigt in die Zukunft blicken.